BHs sind nicht für Brustkrebs verantwortlich
Viele Frauen befürchten, dass das Tragen von Bügel-BHs Brustkrebs verursachen könnte. Dieser Glaube hielt sich lange, bewiesen war er allerdings nicht. Forscher haben den Zusammenhang nun endgültig widerlegt.
Viele Gerüchte kursieren über die Entstehung von Brustkrebs. Eines davon ist, dass das Tragen von Bügel-BHs die Lymphbahnen abklemmt, den Abtransport schädlicher Zellabfälle behindert und das Krebsrisiko erhöht. Diese Behauptung wurde nie belegt. Eine im amerikanischen Krebsjournal Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention veröffentlichte Studie beweist nun, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Tragen von BHs und Brustkrebs gibt.
Für die von Lu Chen, einem Forscher am Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle (FHCRC), geleitete Studie wurden 1.500 Frauen mit und ohne Brustkrebs zu ihren BH-Gewohnheiten befragt. Gefragt wurde unter anderem nach ihrer Körbchengröße, wie viele Stunden am Tag sie einen BH trugen, wie viele ihrer BHs Bügel hatten und in welchem Alter sie anfingen, sie zu tragen. Nach der Auswertung konnten die Forscher keinen Zusammenhang zwischen Krebsinzidenz und Tragegewohnheiten feststellen. Sie waren nicht besonders überrascht, sagt Chen, denn wir wussten, dass die Beweise für einen Zusammenhang zwischen BHs und Brustkrebs sehr dünn waren.
Brustgröße ist ein Risiko
Doch woher stammt der Glaube, Intimwäsche könne Brustkrebs fördern? Laut einem Artikel, der auf der Website des FHCRC veröffentlicht wurde, findet die Verschwörung ihren Ursprung in einer 1991 veröffentlichten Harvard-Studie . Darin wurde festgestellt, dass Frauen, die keinen BH trugen, weniger wahrscheinlich an Brustkrebs erkrankten als Frauen mit großen Körbchen. Die Studie wies jedoch erhebliche Mängel auf. So wurde etwa die Tatsache, dass Alter und Gewicht Brustkrebsrisiken darstellen, stark vernachlässigt.
Nach Angaben der Amerikanischen Krebsgesellschaft (ACS) heizte ein 1995 erschienenes Buch mit dem reißerischen Titel „Dressed to Kill – Die Verbindung zwischen Brustkrebs und BHs“ das Gerücht weiter an. Das Autorinnenpaar Sydney Ross Singer und Soma Grismaijer behauptete darin, dass Frauen, die einen engen BH trügen, ein über hundertfach höheres Krebsrisiko hätten als Frauen, die nie einen BH trügen. Das Lymphsystem werde durch die Einengung behindert, woraufhin sich Giftstoffe in den Brüsten ansammelten, erklärten die Anthropologen. Die ACS weist die These als unbewiesen zurück. Es gebe keine veröffentlichte Studie, die beweise, dass Lymphkompression zu Brustkrebs führe.
„Die These ist irreführend und gefährlich.“
Auch das Argument, in Entwicklungsländern, in denen Frauen keinen BH tragen, würden weniger Brustkrebsfälle gezählt, hält Chen für haltlos. Nicht der Kleidungsstil sei für die höhere Krebsrate in Industrieländern verantwortlich, sagt er, sondern tatsächliche Risikofaktoren wie Bewegungsmangel und Übergewicht, aber auch die Tatsache, dass Tumore in Industrieländern schlicht häufiger entdeckt würden.
Ted Gansler, medizinischer Direktor der ACS, lobte die Studie. Solche unbewiesenen Thesen seien nicht nur irreführend, sie könnten auch gefährlich sein, sagte er. Bei Frauen, die keine familiäre Veranlagung zu Brustkrebs hätten, werde unnötig Angst geschürt und der Blick von echten Risikofaktoren und Vorsorgemaßnahmen abgelenkt. Bei Frauen, die bereits an Brustkrebs erkrankt seien, könnten diese Behauptungen Schuldgefühle entwickeln. Gansler hofft, dass die Studie Frauen dazu ermutige, dieses Brustkrebs-Gerücht ein für alle Mal und mit gutem Gewissen zu ignorieren.